Raketenpost

zucker

Mein Vater ist Philatelist, d.h. Briefmarkensammler. Und wie es so ist, ist das Briefmarkensammeln für einen Philatelisten das schönste Hobby das es geben kann, aber auch ein aufwendiges und meistens sehr zeitraubendes (die Verwandtschaft kann da ein Liedchen singen). Aber für einen Aussenstehenden nicht sofort ersichtlich, ist dass sich ein Philatelist sehr viel mit Geschichte befasst, denn jede Briefmarke und jede Postkarte erzählt ein Stück Geschichte.
Und so habe ich mich neulich von meinem Vater belehren lassen, dass man vor dem Zweiten Weltkrieg versuchte, Briefe und Karten mit einem raketenbetriebenen Flugkörper zu befördern. Die ersten Versuche gehen auf das Jahr 1931 zurück. Damals startete der Österreicher Friedrich Schmiedl die erste Postrakete der Welt in Graz und transportierte damit rund 100 Briefe in einen nahegelegenen Ort. Weitere erfolgreiche Postraketenstarts folgten in den folgenden Monaten. Der junge Erfinder und Konstrukteur plante sogar eine eigene Raketenpostlinie Laibach-Graz-Basel zu eröffnen. Im Jahr 1934 wurden seine Versuche jedoch jäh beendet. Schmiedl hatte zur Finanzierung seiner Versuche die beförderten Poststücke mit eigenen "Wertmarken" frankiert, welche die Haupteinnahmequelle für seine Experimente waren. Diese Vorgangsweise wurde von der österreichischen Post durch eine Verordnung unterbunden. Zusätzlich wurde der Besitz von Sprengstoff verboten und unter Todesstrafe gestellt, wodurch Schmiedl gezwungen war, seine Treibstoffvorräte zu vernichten.
In Deutschland fingen mittlerweile andere Forscher die Idee der Raketenpost auf. Einer von ihnen hiess Gerhard Zucker, der zunächst in England sein Glück versuchte. Als aber der Zweite Weltkrieg ausbrach wurde er nach Deutschland zurückgeschickt, wo er einige Jahre in Haft sass, da er nicht mit den Nationalsozialisten kooperieren wollte. Nach dem Weltkrieg führte er wieder Raketenversuche durch, wurde ihm aber schnell untersagt, da man befürchtete, dass diese Versuche unter ziviler Tarnung Militärtechnologie entwickeln könnten.

Europaweit kam es somit nicht über ein paar Versuchen hinaus und die ganze Technologie wurde in den 70er Jahren definitiv begraben. Hier noch ein paar Postkarten aus jener Zeit, die das ganze dokumentieren: DE, AUT1 und AUT2.

Grazie à papà Happy .